Das andere Tal

Ein Roman von Scott Alexander Howard

Das Tal hat etwa die Größe einer Kleinstadt, nicht jeder kennt jeden. Die Grenze wird streng von Grenzsoldaten bewacht. Denn an das Tal grenzen andere Täler, die alle die gleiche Realität haben. Nur um 20 Jahre versetzt. Die Zeiten dürfen sich nicht mischen, deswegen wird da ordentlich drauf aufgepasst, dass niemand seine Zukunft oder Vergangenheit zu ändern versucht und über die Grenzzäune eindringt.

In diesem Tal lebt Odile. Sie ist fast sechzehn, groß und unsicher, mit roten Locken und ohne Freunde. Die Geschichte beginnt allerdings damit, dass sie zum erstem mal mit einer Gruppe Mitschülern in Kontakt kommt, da sie alle demnächst Berufsausbildungen beginnen und diese Situation zusammenbringt. Darunter auch Edme, der begabt im Geigespielen ist, dessen Eltern aber einen anderen Berufszweig vorgesehen haben. Odile hilft Edme dabei geheim Geige zu üben. Dabei kommen sie sich näher.

Odile nimmt an dem Bewerbungsverfahren des Ministeriums teil, das entscheidet, ob Personen in Fällen unheilbarer Trauer ein anderes Tal besuchen dürfen, um ihre Verbliebenen ein letztes mal zu sehen. Alles natürlich streng beaufsichtigt. Ein verantwortungsvoller Beruf, den sie sich nicht recht zutraut, aber ihre Mutter ihr auferlegt hat. Doch dann reißt ein Schicksalsschlag Odile aus dem Verfahren. Und alles kommt anders, als sie es sich je hat vorstellen können.

Die Geschichte scheint in der ersten Hälfte hauptsächlich von der neu entstandenen Clique zu handeln. Nur dass es enorm neugierig macht, in was für einem Tal sie leben, in welcher Zeit das spielt und so weiter. Die Dramatik spitzt sich immer mehr zu und scheint zunächst mit Odiles unschönem Schicksal nach dem Bewerbungsverfahren etwas abzuflachen. Aber gerade der letzte Teil des Buches hat mich sehr gefesselt. Und das Ende hat mir super gefallen.

Für mich war dieses Buch sehr unterhaltsam, weil es was ganz neues war, meine Neugier geweckt und mich zum Nachdenken angeregt hat. Die Geschichte war weder trocken oder langatmig. Vielleicht toll für Leser von Orwell oder auch Ishiguro. Und ansonsten alle, die gerne mal was Unkonventionelles lesen wollen.

(Laura Pawletko)

Informationen:

  • Stand: März 2024
  • Diogenes Verlag – gebunden – 464 Seiten
  • Preis: 25,-
  • ISBN: 978-3-257-07282-2

Bücherwurm der Buchhandlung am Sand