Das Haus über dem Fjord
Kristin Vallas „Das Haus über dem Fjord“ spielt in Norwegen, ein bisschen in Paris und in Südfrankreich, was ja schon einmal eine sehr ansprechende Mischung ist. (Herrn Schmitt, Frau Kroll, Frau Cebulla und mir hat der Roman allerdings nicht nur deshalb so gut gefallen.) Elin, die als Modejournalistin in Oslo lebt, kehrt in ihr Heimatdorf an der Küste Norwegens zurück, um dort nach dem Tod ihrer Mutter ihr Elternhaus aufzulösen. Mit dem Ort verbindet sie nicht nur gute Erinnerungen: Im Alter von zehn Jahren verliert sie auf einen Schlag ihren Vater und ihre zwei Brüder durch einen Erdrutsch. Ihre Brüder werden bei der darauffolgenden Suchaktion gefunden, die Leiche ihres Vaters taucht nie wieder auf – das Meer wird seinen Körper davongetrieben haben, so zumindest die allgemeine Annahme.
Das Ganze liegt nun natürlich schon Jahre in der Vergangenheit, doch bei Elins Aufräumarbeiten kommen ihr nicht nur durch die geweckten Erinnerungen Zweifel an den tatsächlichen Abläufen. Ganz spezifisch ein Taschenkalender ihres Vaters macht ihr zu schaffen: Denn in diesem fehlen ab dem Tag des Erdrutsches sämtliche Eintragungen, obwohl Elins Vater ein viel beschäftigter und gut organisierter Mann war, der lange im Voraus plante. Elins Entschluss, die Wahrheit über den Tag des Erdrutsches herauszufinden, führt sie bis nach Südfrankreich und erlaubt ihr nicht nur, mehr über das Leben ihrer Eltern zu lernen, sondern auch über sich selbst. Stütze ist ihr dabei ihre Jugendliebe Ola, der ihr trotz eher seltenen Kontakts freundschaftlich verbunden geblieben ist – und vollkommen im Klaren über ihre Gefühle sind die beiden sich auch nach der ganzen Zeit noch nicht…
Es ist zwar von Anfang an klar, dass bei dem Unglück noch etwas anderes passiert sein wird, gerade deshalb fiebert man beim Lesen aber auch so mit – und wir alles waren sehr überrascht, als sich herausstellte, wie alles zusammenhängt. „Das Haus über dem Fjord“ ist ein Roman, mit dem man sich gut gemütlich hinsetzen kann und dann doch erst wieder aufsteht, wenn man ihn zu Ende gelesen hat, weil er einen derartigen Sog entwickelt.
(Sarah Kranz)
Informationen:
- Stand: November 2022
- mare – gebunden – 320 Seiten
- Preis: 24,- €
- ISBN: 978-3-86648-649-2