Das weite Herz des Landes
„Der Junge schaute wieder auf den schmalen Pfad, dem sie folgten, und fühlte sich so zertreten und kümmerlich wie der Weg selbst. Er hatte keine Ahnung, was passieren würde. Er wusste nicht, ob er das ausführen konnte, wofür sie aufgebrochen waren.“
Der sechzehnjährige Frank wird eines Tages von seinem Ziehvater, dem „Alten“ unterrichtet, dass sein leiblicher Vater Eldon, ein schwerer Alkoholiker, im Sterben liege und nach Frank verlange.
Der Junge verachtet Eldon zwar, lässt sich dann aber doch widerwillig überreden, den allerletzten Wunsch des Vaters zu erfüllen: Dieser möchte von Frank auf einen bestimmten Berg in der Wildnis Kanadas gebracht werden, um dort im Sitzen gen Osten nach alter Tradition und Sitte des Ojibwe-Stammes in Frieden mit sich und seinem Sohn für immer einzuschlafen.
Es ist klar, dass diese Reise der beiden die Sicht auf alles von Grund auf verändert. Nicht nur, dass Frank seinen Vater besser versteht, nein, er lernt endlich auch seine wahren Wurzeln kennen. Auch die Natur und die Verbundenheit der Indianer mit ihr trägt ihren Teil dazu bei, dass viele offene Fragen geklärt, viele offene Wunden geheilt werden.
Die Geschichte entwickelt einen besonderen Sog, die Sprache ist einzigartig, die Beschreibungen der wilden und teilweise unberührten Landschaft Nordamerikas sind unbeschreiblich schön und eindrucksvoll.
Und auch wenn Richard Wagamese leider schon verstorben ist, darf man sich in Deutschland auf viele weitere Übersetzungen in den kommenden Jahren freuen.
Für alle LeserInnen von Paolo Cognettis „Acht Berge“ oder Joseph Boydens „Der lange Weg“
(Georg Schmitt)
Informationen:
- Stand: November 2020
- Blessing Verlag – gebunden – 288 Seiten
- Preis: 22,- €
- ISBN 978-3-8966-7666-5