Der Defekt

Ein Roman von Leona Stahlmann

Leona Stahlmann der Defekt

„Heimat ist nicht reisen müssen, hatte Vetko ihr gesagt, und es fällt ihr erst jetzt ein, wo nicht nur sie sich selbst von Dorf zu Stadt zurück ins Dorf bewegt, sondern auch alle anderen Menschen in Städten und Dörfern sich in einen Zustand der permanenten Beweglichkeit versetzt hatten, der niemals aussetzen darf. Heimat, das ist kein Ort auf der Landkarte. Das ist zuerst und von Beginn an: der eigene Körper und die Sprache, die der Körper spricht, wie er geliebt und berührt und genährt werden will.“

Sprachmächtig und bildgewaltig erzählt Leona Stahlmann in „Der Defekt“ von Mina, die ihr „anderes“ Begehren mit 16 entdeckt oder erkennt. Die nicht weiß, ob sie sich darauf einlassen soll oder kann, ob ihre Liebe zu Vetko nicht in allzu dunkle Sphären abgleitet. Sie empfindet und fühlt auf ihre Art und sucht nach ihrem ganz eigenen Weg, der sie dann zunächst zum Studium aus ihrem Dorf im Schwarzwald herausführt.
Und auch Vetko, der im Dorf bleibt, beginnt auf seine Art, nach anderen Pfaden, gar einer anderen Sprache für sich zu suchen.
Trotz der nur 272 Seiten im hübschen kleinen Kein & Aber Format, ist dies kein Buch, das sich einfach so weg liest. Ich musste mich einfinden, zurechtfinden zwischen diesen besonderen Sätzen, die in den Wald, in den Teich und auf Brennesselfelder führen, die eindringlich auf ein Anderssein weisen und auch nicht immer ganz und gar nachvollziehbar sind. Aber es lohnt sich, sich auf dieses besondere Buch einzulassen, das zart und hart über Grenzen führt. Ein unglaublich spannendes, ungewöhnliches Buch, dem ich ganz viel Erfolg wünsche!

(Katja Cebulla)

Informationen:
  • Stand Februar 2020
  • Kein & Aber Verlag – gebunden – 272 Seiten
  • Preis: 22,00€
  • ISBN: 978-3-0369-5821-7
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand