Der Reisende

Ein Roman von Ulrich A. Boschwitz

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Dieses Buch zeigt in beeindruckender Sprache die Situation nach der Progromnacht 1938. Wie war die Stimmung in der Gesellschaft? Wie fühlte sich dies für einen angesehenen jüdischen Bürger an, der im ersten Weltkrieg gekämpft hat ? Beängstigend und klaustrophobisch ist die Wirklichkeit – die Gleichgültigkeit der Masse ist erschreckend.

Kennen wir, wissen wir, es gibt so viele Bücher zu diesem Thema. Ja, nein. Nicht so wie hier. Boschwitz schrieb es unmittelbar nach dem 9. November 1938 im Alter von 23 Jahren. Deshalb ist es absolut authentisch und nicht vergleichbar.

Otto Silbermann ist die Hauptfigur. Kaufmann und angesehen in der Gesellschaft, glaubt er wie viele andere, das die Religion keine Rolle spielt. Er ist Deutscher. Nun wird ihm nahe gelegt, sein Hab und Gut zu verkaufen, natürlich unter Preis. Er tut es zwangsläufig. Aber wohin jetzt? Er versucht ins Ausland zu kommen, mit dem Zug, es gelingt nicht. Er reist weiter, immer mit dem Zug quer durch Deutschland, mit seiner Tasche voll Geld. Er beobachtet die Menschen und Mitreisenden auf den Bahnhöfen, Bahnsteigen und Bahnhofrestaurants und das Mitleid Weniger. In den Gesprächen, die er führt und mithört, ob mit Nazis, Juden oder der uninteressierten Mehrheit, ist die erschreckende Wirklichkeit spürbar.

Nach fast 80 Jahren erscheint dieses Buch auch bei uns. 1939 erschien es in England, 1940 in den USA und 1945 postum in Frankreich.

Ein großes Dankeschön an den Herausgeber Peter Graf, der dieses Buch wiederentdeckt hat und an den  Klett-Cotta Verlag.

Es gibt viele Gründe dieses Buch zu lesen, aber keinen, es nicht zu tun.

(Katrin Gesterding)

Information:
  • Stand: März 2018
  •  Klett-Cotta – gebunden – 303 Seiten
  • Preis: 20,- €
  • ISBN: 978-3-608-98123-0

 

Bücherwurm der Buchhandlung am Sand