Die Alleinseglerin

Ein Roman von Christine Wolter

Christine Wolter wurde 1939 in Königsberg/Kaliningrad geboren. Nach der Flucht aus Ostpreußen 1944 kam ihre Familie 1950 nach Ostberlin. Sie studierte Romanistik, war Lektorin im Aufbau-Verlag und ist freiberufliche Übersetzerin, Herausgeberin und Schriftstellerin. Christine Wolter schreibt Erzählungen, Romane und Lyrik, darunter den Bestsellerroman „Die Alleinseglerin“, der 1982 erschien und von der DEFA verfilmt wurde. 1978 zog sie nach Italien und lebt heute bei Mailand und in Berlin.

Das Buch ist also bereits 1982 einmal erschienen und das stimmte mich wohlwollend, da ich es gelegentlich sehr erfreulich und entspannend finde, mich von allzu „gewollt neuem“ fern zu halten. Hier findet man eine Oase der Ruhe und das tut gut. Gerade in anstrengenden Zeiten oder kurz vor Weihnachten oder vielleicht auch kurz nach Weihnachten… Sie sehen, das ist das perfekte Geschenk um zur Ruhe zu kommen.

„Die Alleinseglerin“ handelt von Almut, einer alleinerziehenden Literaturwissenschaftlerin, die mehr oder weniger aus Nostalgiegründen das Boot ihres Vaters kauft, da dieser es sich nicht mehr leisten kann. Es ist ein großes Segelboot, ein Drachen, der zu groß ist, um ihn allein zu segeln und ihr alles mögliche abverlangt. Vor den diesbezüglichen Ankündigungen ihres Vaters hatte sie die Ohren verschlossen, da sie den Gedanken, den Steg leer vorzufinden zu traurig fand. Nun kostet sie dieses Boot Zeit und Geld, da es ja die halbe Zeit inirgendwelchen Hallen liegt und in Schuss gehalten werden muss. Man muss streichen und schleifen, schrauben und ausbessern. Sie hat keine freien Wochenenden mehr und ist genervt. Sie hatte sich das alles einfacher vorgestellt und plötzlich scheint es, als ob sie nur noch für den Erhalt ihres Drachen arbeitet, was mit ihrem Übersetzerinnengehalt gar nicht so einfach ist.

Irgendwann hat sie genug und versucht das Boot zu verkaufen, doch als das nicht gelingt, ignoriert sie weiterhin die spöttischen Kommentare aller sie umgebenden Männer und macht ihren Frieden mit dem Boot. Und schließlich findet sie eine Freiheit, mit der sie nicht gerechnet hatte.

Es ist ein ruhiges nachdenkliches Buch, das viel von der DDR und ihrer Situation als berufstätiger, alleinerziehender Frau erzählt. Es gibt auch mehrere Kapitel, die sich direkt an den Sohn richten, dem sie von seiner Kindheit und dem Aufwachsen in der Nähe des Bootes erzählt. Ich bin nicht sicher, in wie weit dieses Buch autobiographisch ist, aber ich denke schon, dass es Parallelen zum Leben der Autorin gibt und es war mir ein Vergnügen, sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Ich habe wirklich keinerlei Kenntnisse vom Segeln und wusste auch nicht, dass mich das (ausser in Bezug auf meine allgemeine Bücher-vom-Wasser-Vorliebe) interessieren könnte. Aber das ist wie immer das Tolle an Literatur, sie eröffnet neue Horizonte

(Katja Cebulla)

Informationen:
  • Stand: November 2022
  • Ecco Verlag – gebunden – 208 Seiten
  • Preis: 22,- €
  • ISBN: 978-3-7530-0073-2
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand