Die Feuer
Während in den Bergen Australiens Buschfeuer wüten, befinden sich drei Frauen im Theater und sehen „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett. Margot, eine Literaturprofessorin, deren Mann im Verlauf seiner Demenzerkrankung immer gewalttätiger wird, genießt das Stück, obwohl sie sich von ihrem Sitznachbar gestört fühlt. Dann ist da Ivy, die früher bei Margot studierte und dem Trauma des plötzlichen Kindstods ihres Erstgeborenen nachhängt, wogegen April, die junge Platzanweiserin Ängste aussteht, da ihre Freundin Summer losgefahren ist, um nach ihren Eltern, die in der Nähe der Brände leben, zu sehen und sie diese nicht mehr erreichen kann. Drei ganz unterschiedliche Frauen, die ähnlich wie Winnie, die Hauptperson in „Glückliche Tage“, die im Verlauf des Stücks immer tiefer in einen Erdhaufen rutscht, auf irgendeine Weise gefangen sind. Sie hängen an Altem fest, fürchten Veränderungen und machen sich tiefgreifende Gedanken, zu welchen die elementare Bedrohung des Klimawandels einen wenig beruhigenden Hintergrund bildet.
Psychologisch feinfühlig und genau gelingt es der Autorin, die Nöte und Sorgen ihrer Figuren zu schildern, die sich insgesamt ja auch in einer menschengemacht feindlichen, brennenden Welt befinden. Alles hängt zusammen in „Die Feuer“. Jede erwähnte Person spielt im Nachhinein noch eine Rolle, und Frau Kranz und ich waren besonders auch vom Aufbau des Buches begeistert. Es ist eine kleine literarische Perle, die sowohl durch den Inhalt als auch durch die Form beeindruckt. Wir freuen uns sehr auf weitere Bücher der Australierin Claire Thomas und sind versucht, dieses wirklich allen ans Herz zu legen.
(Katja Cebulla)
Informationen:
- Stand: März 2022
- übersetzt von Eva Bonné
- Hanser Verlag – gebunden – 256 Seiten
- Preis 23,- €
- ISBN: 978-3-446-27297-2