Die Herzen der Männer
Nickolas Butler ist 1979 in Pennsylvania geboren. Bisher hat er Kurzgeschichten und den Roman „Shotgun Lovesongs“ veröffentlicht. „Die Herzen der Männer“ ist sein zweiter Roman.
Nickolas Butler beleuchtet in seinem vielschichtigen Epos, was Jungen von ihren Vätern lernen, wie nachhaltig sie die Gesellschaft prägen – und dass es ein großes Missverständnis darüber gibt, was „männlich“ ist.
Es geht um die lebenslange Freundschaft zweier Jungen, Nelson und Jonathan, die durch die Jahrzehnte und durch verschiedene Personen und Sichtweisen mitverfolgt wird. Das Buch besteht aus drei Teilen.
Der erste Teil spielt im Sommer 1962 im Zeltlager.Überhaupt ist es unter anderem auch ein Pfadfinderroman. Zelten, Feuer machen, was Jungs halt so machen…Nelson ist leider nicht das Kind, das sein Vater sich gewünscht hätte, er ist klug und talentiert, aber zu sensibel, zu unbeliebt, einfach vielleicht nicht „männlich“ (was auch immer das bedeuten mag) genug. Er wird hässlich behandelt und ausgegrenzt. Aber in diesem Sommer begründet sich die eigenartige Freundschaft zwischen Nelson und Jonathan, der seinerseits durchaus zu den angesagten Jungs gehört.
Der zweite Teil spielt im Sommer 1996 und wir begleiten Jonathan und seinen Sohn Trevor zu einem Treffen mit Nelson. Nelson war im Vietnamkrieg und ist nun Leiter des Pfadfindercamps. So eine Art „harter Hund“ Die drei besuchen einen Nachtclub, erleben einen für den jugendlichen Trevor sehr ereignisreichen Abend. Wieder geht es um das Ausloten von Männlichkeit, um Erwartungen und die Beziehung zwischen Vater und Sohn.
Der dritte Teil spielt dann im Sommer 2019. Wir fahren mit Trevors Frau Rachel und deren beider Sohn Thomas wieder zurück ins Pfadfinderlager, wo Nelson immer nach das Zepter in der Hand hält. Nun sehen wir die Welt durch Rachel Augen und auch hier tun sich gelegentlich Abgründe auf, was „männliches“ Verbalten anbetrifft.
In allen Teilen wird Männlichkeit von verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Machtverhältnisse zwischen Vater und Sohn, Gruppe und Individuum, Mann und Frau werden geschildert und ihre ganze überkommene Widersinnigkeit wird sehr deutlich.
„Worum es mir selber in dem Roman vor allem geht, ist der Versuch, besser meinen eigenen Vater verstehen zu können und auch herauszufinden, was ich für ein Vater und für ein Ehemann selber sein möchte. Im Buch geht es um die verschiedenen Formen der Männlichkeit, wie schädlich sie sein kann, wie gefährlich sie sein kann, aber auch, wie wichtig für die amerikanische Kultur und wie sich dieses Konzept in den vergangenen 60 Jahren verändert hat, wie es aber auch deshalb immer wieder passiert, dass die Amerikaner in verschiedene Kriege stolpern und wie diese Kriege wiederum Jungen und Männer prägen.“(Nickolas Butler)
Das Buch ist wunderbar geschrieben. der Stil ist weich und warm, schön übersetzt von Dorothee Merkel und regt extrem zum Nachdenken an. Die Personen sind sehr plastisch und man rutscht ganz locker und mit Interesse und Mitgefühl durch die 477 Seiten. Große Leseempfehlung!
(Katja Cebulla)
Informationen:
- Stand: Februar 2018
- Klett-Cotta Verlag – gebunden – 477 Seiten
- Preis: 22,- €
- ISBN 978-3-608-98313-5