Die Meerjungfrau von Black Conch

Ein Roman von Monique Roffey

Monique Roffey wurde 1965 in Port of Spain, Trinidad, geboren und wuchs überwiegend in Großbritannien auf. Sie unterrichtet Creative Writing in Manchester und schrieb sechs Romane und ein Memoir, sowie Essays. Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, 2020 erhielt sie für den Roman „Die Meerjungfrau von Black Conch“ den Costa Book of the Year Award. Monique Roffey lebt in Trinidad und London.

Dieses Buch ist, wie meine reizende Kollegin Sarah sagen würde „eine Art modernes Märchen“ Es spielt in der Karibik und handelt von David einem alten Fischer, der im Jahr 2015 beginnt ein Tagebuch über sein Leben führen und darin zu erzählen, was ihm 1976, als er jung war, Seltsames oder Wunderbares widerfahren ist. Eines Tages saß er zum Fischen auf seinem Boot, klimperte auf seiner Gitarre, als ein Wesen den Kopf aus dem Wasser streckte. Er ist neugierig und verzaubert und es entsteht eine zarte Freundschaft zwischen ihm und einer Meerfrau. Unglücklicherweise wird dieser diese Freundschaft zum Verhängnis, als sie wie immer dem Motorgeräusch von Davids Boot folgt und dabei auf ein anderes Schiff trifft. Denn ein amerikanischer Tourist hat mit seinem Sohn ein Boot angeheuert, um „etwas Großes“ zu angeln (so à la Hemingway „ich bin der Tollste, ich fange riesige Fische“) Und diese beiden bekommen nun leider eben diese, unsere Meerfrau an den Haken. Nach einer dramatischen Jagd, bei der man diese Meerfrau wirklich plastisch vor Augen hat, gelingt es David sie zu retten und zu Hause in seine Wanne zu legen, wo sie sich nach und nach in die Frau zurück verwandelt, die sie war, bevor sie verflucht wurde und es knistert ganz gewaltig zwischen den beiden. Ihr Name ist  Aycayia und sie stammt dem alten, indigenen Volk der Taino ab.

(Auf die Taino gehen z.B. die Begriffe Tabak, Kanu oder Hurrikan zurück. Sie waren ein Volk, das früher weite Teile der Karibik besiedelte und diese Worte bereits verwendete, bevor es Christoph Kolumbus im Jahr 1492 willkommen hieß. Doch das Schicksal ihrer Nachfahren blieb lange unbekannt, da fast alle Vertreter der Taíno, durch den Terror der Konquistadoren und deren eingeschleppten Krankheiten in nur wenigen Jahren starben. Wobei Genanalysen eines hunderte Jahre alten Zahns nun ergeben haben, dass die Taino sich doch mit den Konquistadoren vermischt haben müssen und ihr Erbgut weiter gegeben haben, also doch nicht komplett ausgelöscht wurden)

Doch auch bei ihrem Retter David ist die Meerfrau leider nicht in Sicherheit. Sie kann sich dem über sie verhängten Fluch nicht entziehen, so wie ihr altes Volk sich den sogenannten Entdeckern nicht entziehen konnte. Was weiter geschieht müssen Sie selber lesen, aber ich kann versprechen, dass es noch dramatisch wird

Das Buch ist sprachlich besonders, da es die Sprache der Karibik nachahmt und man vielleicht einen kleinen Hauch Zeit braucht, um sich darin einzufinden. Mich störte das überhaupt nicht, im Gegenteil. Es hat etwas archaisch, rohes, das mich an „Miroloi“ von Karen Köhler erinnerte und wunderbar zu der Geschichte eines vergessenen Volkes und einer aufbegehrenden Frau passt, die nie richtig frei sein kann, ausser in den Fluten des Meeres.

(Katja Cebulla)

Informationen:
  • Stand: November 2022
  • Tropen Verlag – gebunden – 208 Seiten
  • Preis: 22,- €
  • ISBN: 978-3-7530-0073-2
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand