Die Stadt und ihre ungewisse Mauer
Der namenlose Erzähler ist zu Beginn 17 Jahre alt, als er sich unsterblich in ein Mädchen verliebt. Die beiden sind wie Seelenverwandte; treffen sich, um stundenlang zu reden, zu erzählen und Gedanken freien Lauf zu lassen. Gemeinsam erfinden sie einen Ort, eine Stadt mit einer hohen Mauer, die niemand überwinden kann. In dieser Stadt gibt es Einhörner, keine Unzufriedenheit und eine Bibliothek voller ungelesener Träume. Doch eines Tages erzählt das Mädchen, sie sei nicht ihr wahres Ich. Sie sei nur ihr eigener Schatten, der bald verblasst, weil er allein nicht überleben kann. Denn ihr wahres Ich ist in der Stadt mit der hohen Mauer – die sich die beiden in diesem perfekten Sommer doch nur ausgedacht haben? Kurz darauf verschwindet sie. Spurlos…
Jahrzehnte später kann er das Mädchen immer noch nicht vergessen, bis er wie durch Zufall genau an dem wundersamen Ort landet, an dem ihr wahres Ich sein soll. Doch um die Mauer zu passieren und die Stadt zu betreten, muss er sich von seinem Schatten trennen…
Haruki Murakami ist ein wahrer Meister des magischen Realismus. Die Grenze zwischen Realität und Erfundenem verschwimmt gänzlich und so authentisch, dass es einem völlig sinnig erscheint, dass seine Figuren sich von ihrem Schatten trennen, mit Geistern reden oder Träume lesen. Denn das ist die Realität, die er in seinem Buch erschafft; wenn dort ein sprechender Frosch ist, dann ist das eben so und vollkommen natürlich. Trotzdem würde ich niemals auf die Idee kommen, das Buch als Fantasy-Buch zu betiteln. Murakamis Geschichten fühlen sich lebendig an und so, als gäbe es keine Grenzen zwischen Fiktion und Realität.
(Empfohlen von Lara Seidler)
Informationen:
- Stand: Oktober 2024
- Dumont – gebunden – 640 Seiten
- Preis: 34,- €
- ISBN: 978-3-7558-1000-1