Die Stunde der Mauersegler
Was weiß denn das jüngste Familienmitglied der Familie Simon Hauschke von der DDR, diese Frage stellt sich Lou. Auf der Geburtstagsfeier der Urgroßmutter kommt es zu einem Eklat mit dem 85-jährigen Bruder. Von ihm hat den 20-jährige Lou bisher nie gehört und was wirft er ihrer Urgroßmutter über den Mauerbau vor? Überhaupt wurde in ihrer Familie nie etwas über die DDR erzählt, obwohl die Urgroßmutter immer noch in „Ostberlin“ wohnt. Das Interesse ist geweckt und so erfahren wir über vier Frauengenerationen der Familie Simon Hauschke vieles über die DDR. Das Hoffen nach dem Krieg mit dem sozialistischen Staat etwas Neues zu schaffen, Begriffe wie VEB, Stasi, SED, Fahnenappell tauchen auf und der sozialistische Alltag wird beschrieben. Die Errichtung der Mauer spielt ein große Rolle, Republikflucht und das Stellen von Ausreiseanträgen mit ihren Folgen werden beschrieben. Es folgt die Ankunft im Übergangslager und das Zurechtkommen in der BRD. Nach all ihren Recherchen muss Lou sich selber und ihren moralischen Anspruch neu positionieren. Durch ihre Neugier und Beharrlichkeit kommt in der Familie das Gespräch über längst Vergangenes wieder in Bewegung und löst viele Missverständnisse auf. Ich finde es einen sehr gut gelungenen lebendigen Roman zur deutschen Zeitgeschichte und würde es vor allem jüngeren Lesern empfehlen, die auf die Frage „Wo warst du als die Mauer geöffnet wurde?“ nur mit den Schultern zucken können.
(Margret Kroll)
Informationen:
- Stand: November 2024
- Bertelsmann Verlag – gebunden – 349 Seiten
- Preis: 22,- €
- ISBN: 978-3-570-10552-8