Ein mögliches Leben
Martins Kontakt zu seinem Großvater Franz ist durch Streitereien innerhalb der Familie bisher auf wenige spärliche Telefonate reduziert. Um so erstaunter ist Martin, als er eines Tages eine Mail von Franz erhält, in welcher er ihn bittet, mit nach Amerika zu kommen. Franz möchte nach Texas, weil er dort als deutscher Kriegsgefangener eine Zeit verbracht hat, die ihn bis heute nicht losläßt. So viele Gedanken spuken nach wie vor in seinem Kopf, so viele Fragen lassen den alten Mann nicht los. Martin entscheidet sich, die Reise anzutreten, um seinen Großvater zu begleiten und um die wahren Hintergründe der Familiengeschichte zu erfahren.
„Seit sie im Flieger saßen, hatte Martin sich dabei ertappt, immer wieder nach seinem Großvater zu schauen, in der Hoffnung, dass diese sonderbare Geschichte, in die er sich begeben hatte, etwas von ihrer Abstraktheit und Wunderlichkeit verlieren würde. Er flog durch Texas, flog mitten hinein in die eigene Familie, in die Erinnerung des Alten“
Die US-Army brachte Franz und seine Kameraden in das Gefangenlager Camp Hearne in Texas (welches tatsächlich existierte), wo zunächst die Ungewissheit herrschte, was mit ihnen geschehen würde. Doch Franz hat Glück, er darf wie viele andere auf den Kartoffel- und Baumwollfeldern arbeiten. Die tägliche Verpflegung ist gesichert, der Weltkrieg weit weit weg. Und Franz hat das Glück, daß er Paul kennenlernt. Paul ist zwar Deutscher, aber er lebt in Amerika, wo er als junger Mann ebenfalls von den Nationalsozialisten und deren Ideologie angesteckt wurde. Mittlerweile hat sich seine Haltung geändert und dadurch, dass er perfekt englisch spricht, nähert er sich den amerikanischen Soldaten an und bringt auch Franz dazu, für die US-Army zu übersetzen. Außerdem soll Franz den Amerikanern berichten, wer von den Deutschen weiterhin zu den Nazis gehört und versucht, die Lager aufzumischen und die Arbeit der Army zu sabotieren. Schnell wird klar, dass die Gefahr für FRanz zu groß ist. Als dann endlich der Krieg vorbei ist und Franz nach Hause darf, sollte man meinen, dass er nun erleichtert ist, doch das Gegenteil ist der Fall: Franz Schneider ist innerlich zerrissen, denn im Grunde möchte er wieder zurück nach Amerika…
„Ein vielschichter Roman über die tiefen Spuren, die der Zweite Weltkrieg bis heute in vielen Familien hinterlassen hat.“ (Ullstein Verlag)
Hannes Köhler schafft es grandios gut, die Geschichte des Franz Schneider mit der Gegenwart zu verbinden. Zudem hat er in akribischer Recherchearbeit vieles zu Tage gefördert und in seinen Roman einfließen lassen. Inspiriert von der Geschichte seines Großonkels ging er für mehrere Wochen nach Amerika, um diesen Teil der deutsch-amerikanischen Geschichte aufzuarbeiten. Wir waren so sehr begeistert von „Ein mögliches Leben“, dass wir Hannes Köhler zur „Langen Nacht der Literatur“ am 1. September 2018 zusammen mit der Fischhalle Harburg eingeladen haben, Sie dürfen sich also alle auf eine besondere Lesung freuen. Weitere Infos folgen auf unserer Seite ab dem Sommer!
(Georg Schmitt)
Informationen:
- Stand: 23. Februar 2018
- Ullstein Verlag – gebunden -352 Seiten
- Preis: 22,- €
- ISBN: 978-3-550-08185-9