Kleine große Schritte
Schon vor 20 Jahren wollte die Autorin über das Thema Rassismus schreiben und brach das Vorhaben ab, weil sie als Weiße nicht nachfühlen kann, wie es ist, als Schwarze aufzuwachsen, zu leben und zu arbeiten. Zwei Jahrzehnte später las sie einen Zeitungsartikel über eine Afroamerikanische Hebamme, die sich um ein Neugeborenes kümmerte, bis dessen rechtsextremer Vater es durch ihren Vorgesetzten verbieten ließ. Eine schwarze Hebamme sollte sein Kind nicht anfassen. Dieser Artikel gab den Ausschlag für dieses Buch.
Die blumige Aufmachung des Covers kommt harmlos daher, doch es steckt eine bewegende, sowie harte Geschichte dahinter. Ein Säugling stirbt nach einem Routineeingriff im Krankenhaus, wer ist Schuld an seinem Tod? Ist die Schwarze Hebamme, die auf Wunsch des rechtsradikalen Vaters das Kind nicht behandeln durfte, doch verantwortlich für diese Tragödie? Wie gewohnt schreibt Picoult aus verschiedenen Perspektiven. Aus der Sicht der Hebamme Ruth, der Sicht des rechtsextremen Vaters Turk, und aus der Sicht der weißen Pflichtverteidigerin Kennedy. Wir erfahren wie sie aufgewachsen sind, wie sie leben, warum sie so handeln wie sie handeln. Es ist die Geschichte von Menschen. Dabei geht es um Verlust, Mut, Vorurteile und die Wahrheit und vor Allem geht es um den allgegenwärtigen, alltäglichen Rassismus.
Ein Buch das mir sehr am Herzen liegt, nicht nur weil ich die Autorin sehr schätze. Es sollte unter jedem Weihnachtsbaum liegen.
Ein schwerer Stoff, ja. Picoult recherchierte akribisch, wie immer, führte Interviews mit Schwarzen und Rechtsextremen, sowie mit Aussteigern aus der Szene. Sie scheute sich nicht, darüber zu schreiben und das ist gut so, denn sie schreibt packend, ohne zu werten. Es ist ein wichtiges Thema, gerade heute, immer noch, auch bei uns in Deutschland. Die 590 Seiten, fühlen sich nur am Anfang dick an. Einmal angefangen kann man nicht mehr aufhören… und es hinterlässt Spuren in uns. Das Thema ist nicht neu, doch der Spiegel, der uns vor gehalten wird, ist blitzblank.
Bitte lesen Sie das Nachwort als Vorwort.
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(Katrin Gesterding)
Informationen:
- 29. November 2017
- C. Bertelsmann Verlag – gebunden – 592 Seiten
- Preis: 20,- €
- ISBN: 978-3-357-10237-4