Lorenz

Ein wunderbarer Biographieroman.

Einige von Ihnen erinnern sich sicher noch an Frau Jergers Roman „Und Marx stand still in Darwins Garten“, den ich vor ca.6 Jahren vorgestellt habe. Nun ist ihr neuer Roman „Lorenz“ erschienen, natürlich geht es um Konrad Lorenz, dessen Name wohl fast jedem ein Begriff ist.

Die Ich-Erzählerin dieses Romans ist nicht nur mit seinen Büchern aufgewachsen, sondern auch studierte Biologin. Lorenz Leben und Werk begeistern sie und sie steigt tiefer in die Materie ein. Allerdings je mehr sie erfährt desto größer wird die Faszination und zahlreiche Fragen tauchen auf. Ereignisreich und spannend sind sein Leben und Werk. Einfühlsam lässt Frau Jerger die Ich -Erzählerin berichten über den Begründer der Tierpsychologie, der als Verhaltensforscher berühmt wurde und 1973 den Nobelpreis erhielt. Lorenz war aber auch umstritten, besonders wegen seiner biologistischen Auffassungen. In diesem Roman werden keine Ambivalenzen ausgelassen.

Sein Leben wurde von der Liebe zu den Tieren, von der Graugans Martina bis zu den Bibern bestimmt sowie um die zentrale Frage, wie der Krieg in die Welt kam und was ihn begründete. Aber auch um Familie, Karriere, das Überleben der der Arten und der Menschheit.

Ende der 70er und in den 80er Jahren engagierte er sich für den Tier- und Umweltschutz. 1978 führte er zwei Volksabstimmungen bzw Volksbegehren an und durch und war erfolgreich. Ein Kernkraftwerk wurde nicht in Betrieb genommen und ein Wasserkraftwerk nicht gebaut,dafür entstand ist ein Landschaftsschutzgebiet auf dem Gebiet . Lorenz hielt auch populärwissenschaftliche Vorträge, die bei Jung und all sehr beliebt waren, da er ein begnadeter und pointierter Erzähler war.

Dann kommt der Tod. Am 27. Februar 1989 stirbt Konrad Lorenz in der Poliklinik des 9. Wiener Bezirks, nachdem er einer Schwester, die sich rührig um ihn bemühte und ihm Luft zufächelte, gesagt hat: „Geh hearns doch auf, Schwester. Sie stören mich. Sie sehen doch, dass ich sterb.“ Seine Familie ist um ihn, er trinkt ein letztes Glas Bier und geht. 

S. 327

Dieses Buch ist auch ein großer Zeitroman. Und um die Konturen zu schärfen stellt die Autorin ihm große Zeitgenossen an die Seite z.B. Karl Popper, Hannah Arendt und ihren Lebensgefährten Heidegger. Es ist ein besonderer Roman differenziert, interessant und gut geschrieben. Der uns Lesende mitnimmt, Hintergründe beleuchtet und einordnet…. Einfach ein Lesevergnügen. Wer Lust auf mehr hat, findet am Ende ein umfangreiches Quellenverzeichnis.

(Katrin Gesterding)

Informationen:

• Stand: November 2023
• Piper Verlag – gebunden – 336 Seiten
• Preis: 24,- €
• ISBN: 978-3-492- 07253-3