Nebenan

Das neue Buch von Kristine Bilkau spielt am Nord-Ostseekanal: Julia und Chris haben dort in einem Dorf ein Häuschen gekauft, um dem Stress der Großstadt zu entfliehen und erhoffen sich ein nachhaltigeres, glückliches Leben, vielleicht auch mit einem oder zwei Kindern. Sie leben sich gut ein. Julia arbeitet wieder als Keramikerin und eröffnet einen Laden in der kleinen Kreisstadt, wie sie es sich gewünscht hatte, doch der Kinderwunsch bleibt unerfüllt. Die Ärztin Astrid lebt in dieser Kreisstadt. Sie steht kurz vor dem Ruhestand und beginnt, sich vermehrt Sorgen um ihre alte Nenntante Elsa zu machen, die gegenüber von Julia wohnt. Dazu macht sie sich Gedanken um eine alte Freundin und stellt bei einem Todesfall, zu dem sie gerufen wird, mehr Fragen, als den Menschen lieb ist. Und ganz nebenbei verschwindet die Familie im Haus neben Julia und Chris. Und alle fragen sich, was passiert ist.

Das zentrale Thema dieses Buchs ist soziale Verantwortung. Kinderwunsch, Umgang mit dem Alter, die Verödung der Innenstädte bis zu Umweltverschmutzung und Rassismus, das alles sind Ausprägungen davon und betreffen die Frage, wie wir leben wollen. Julia zieht sich ins Private zurück, fürchtet sich aber gleichzeitig vor Einsamkeit und Astrid versucht ihre Beziehungen zu stärken. Kristine Bilkau beobachtet sehr genau, schreibt dabei aber auf eine sehr ruhige unaufgeregte Art. Kaum etwas in diesem Buch ist laut oder schrill, aber auch die Bedrohungen, die oft nur zwischen den Zeilen bleiben erreichen ihr Ziel. Ich denke, wer „Die Glücklichen“ und „Eine Liebe in Gedanken“ so mochte wie ich, wird auch „Nebenan“ mit großem Genuss lesen.

(Katja Cebulla)

Informationen:

• Stand: März 2022
• Luchterhand Verlag – gebunden – 289 Seiten
• Preis 23,- €
• ISBN: 978-3-630-87519-4