Nincshof

Johanna Sebauer wurde 1988 in Wien geboren und ist in einem kleinen burgenländischen Dorf nahe der ungarischen Grenze aufgewachsen, sie hat Politikwissenschaften und Journalismus studiert und arbeitet in der Wissenschaftskommunikation. Ihre Kurzgeschichten sind in mehreren Anthologien erschienen. Für ihren Debütroman ›Nincshof‹ erhielt sie den Debütpreis des Harbourfront Festivals.

Ahaa, sagt man sich, Johanna Sebauer kommt aus einem kleinen burgenländischen Dorf an der ungarischen Grenze. Das ist ja interessant, denn genau so ein Dorf ist der titelgebende Ort „Nincshof“. Der Ort ist recht klein und überschaubar, es gibt nette Menschen, so wie Erna Rohdiebl, die sich aber leider mit ihrer Nachbarin zerstreitet und daher nicht zur Pooleinweihungsfeier eingeladen wird. Als besagte Nachbarn verreisen, zögert Erna nicht lang und verschafft sich eigenmächtig Zutritt zu Nachbargrundstück und Pool, wo sie nun allabendlich kleine Privatgelage veranstaltet.

Durch dieses eher ungesetzliche Verhalten rückt sie in den Blickwinkel der selbsternannten „Oblivisten“, einer Vereinigung dreier Männer, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Nincshof dem Vergessen anheimfallen zu lassen – das mit dem Weltgeschehen, den Touristen und Städtepartnerschaftsveranstaltungen ist dann doch ein bisschen anstrengend. Sie entfernen Straßenschilder, manipulieren Archive und finden, Erna mit ihrer kriminellen Energie wäre genau die richtige, um bei ihnen mitzumischen.

Es gibt aber noch weitere Dorfbewohner, z.B. ein zugezogenes Paar, die sich zum einen durch ungewöhnliches Interesse an den vergangenen Zeiten (die Gattin ist eine bekannte ehemalige Dokumentarfilmerin) und zum anderen durch eine neu gegründete Irrziegenzucht (der Gatte mag diese sonderbaren südamerikanischen Tiere) hervortun. Beides dem Vergessenswunsch eher abträglich. Was also tun?

Sie merken schon, dies ist eine Geschichte, die von leicht skurrilen, aber sehr liebevoll gezeichneten Charakteren lebt. Eine heitere Geschichte „ohne Krieg und Krankheiten“, wie wir so sagen, leicht überstreut mit einem Hauch Marianna Leky Charme. Wir waren beglückt, denn da war es wieder, unser heiteres Buch. Es ist ein Vergnügen, aber nicht doof und lädt immer wieder zum Schmunzeln ein. Empfehlen wir!

(Katja Cebulla & Sarah Kranz)

Informationen:

• Stand: Dezember 2023
• Dumont Verlag – gebunden – 368 Seiten
• Preis: 23,- €
• ISBN: 978-3-8321-6820-9