Saubere Zeiten
Jakob Auber erfährt eines Tages, dass sein Vater nach einem heftigen Schlaganfall auf die Intensivstation eines Trierer Krankenhaus eingeliefert wurde. Rasch macht sich der Journalist von Berlin auf an die Mosel, um zu erfahren, wie viel Zeit ihm noch mit dem alten Herrn bleibt. Im Elternhaus angekommen, wartet eine faustdicke Überraschung auf Jakob. In seinem alten, leergeräumten Kinderzimmer tummeln sich Unmengen an alten Tonbandändern nebst einem Reisetonbandgerät, Familienfotografien und Tagebücher. Es hat den Anschein, als ob der im Sterben liegende Vater dies alles so für den Sohn vorbereitet hat. Jakob nimmt sich die Zeit und taucht sofort in die Familiengeschichte der Aubers ein und entdeckt Stück für Stück Geheimnisse, die auch sein gegenwärtiges Leben für immer verändern.
„Damals wusste ich noch nicht, dass die Lederkladden die Tagebücher meines Großvaters waren. Damals wusste ich noch nicht, dass mein Vater viele Stunden lang auf diese Tonbänder gesprochen hatte. … Damals begriff ich noch nicht, dass ich eigentlich nichts wusste. Über meinen Großvater nicht und nicht über die Schuld, die er auf sich geladen hatte. Über die Nöte meines Vaters. Über mich selbst.“
(aus: „Saubere Zeiten“, Seite 29)
Im Mittelpunkt steht der Großvater, Theodor Auber. Dieser war ein genialer Tüftler und hatte unter anderem Dinge wie Brausepulver, Kaugummi und eine Faltencreme erfunden. Während der Wirtschaftswunderzeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Theodor als Drogerist jedoch den richtigen Riecher: Sein entwickeltes Waschmittel wurde extrem erfolgreich und machte die Aubers zu einem der bekanntesten und reichsten Unternehmerfamilien in Deutschland. Doch der Reichtum währte nicht ewig. Während Jakobs Vater Hans auf ein Internat in einer entfernten Stadt unterkommt, schwinden die Gelder dahin und es kommt zum großen Knall.
Zurück in die Gegenwart: Jakob taucht immer mehr in diese Geschichte ab, und er stellt sich die Frage, wie es überhaupt zum Aufstieg und dem Fall kommen konnte. Die Spuren tragen den jungen Journalisten schlussendlich bis ans andere Ende der Erde…
Zum Autor: Andreas Wunn ist Journalist und leitet derzeit das ZDF-Morgenmagazin und -Mittagsmagazin. Unter anderem war er aber auch als Auslandskorrespondent in Rio de Janeiro tätig (nicht ganz unwichtig für den letzten Teil seines Romans). Ein Teil seiner eigenen Familiengeschichte (Wunns Großvater hatte damals das Waschmittel „REI“ entwickelt!) fließt geschickt mit in die Story ein. Andreas Wunn lässt einen spannenden Sog entwickeln und seine Geschichte ist eine wahre Freude, man könnte salopp titeln: „Saubere Zeiten = Saubere Arbeit“ oder noch besser: 5 von 5 Sternen!
(Georg Schmitt)
