Sing, wilder Vogel, sing

Ein Roman von Jaqueline O'Mahoney

Ein kleines Irisches Dorf im Jahr 1859, dass es tatsächlich gegeben hat und dessen Geschichte in diesem Roman frei nacherzählt wird. Die Heldin des Romans ist Honora, die unfreiwillig etwas anders ist als die anderen Dorfbewohner. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, ihr Vater konnte das nie „verzeihen“ und so war Honora meistens auf sich allein gestellt. Sie schläft am liebsten im Wald und verbringt den Tag in der Natur, hört den Vögeln zu und lebt ein halbes, wildes Dasein. Sie ehelicht einen jungen Mann im Nachbardorf, der sie faszinierend findet. Er versteht sie zwar nicht, aber er behandelt sie gut. Und dann bricht eine gewaltige Hungertsnot aus. Die Dorfbewohner sind völlig entkräftet, ausgezerrt. Die Beschreibung ihrer Verwahrlosung und die Armut geht einem schon nahe.

Dann soll das Dorf gemeinsam aufbrechen, um Almosen in der nächste größten Stadt zu erhalten. Ein Tagesmarsch, der unmöglich angesichts der hungernden Bevölkerung erscheint, die eben auch aus Alten, Kranken und Kindern besteht. Trotzdem brechen sie auf. Und schaffen es nicht zurück. Nur Honora übersteht alles. Ihre Andersartigkeit und innere Stärke, sich nur auf sich selbst zu verlassen, lässt sie die Tragödie überleben.

Weil es nichts mehr gibt, wohin sie zurückkehren kann, sucht sie den nächsten Hafen auf und schleicht sich an Bord eines Schiffes, das nach Amerika aufbricht. Diese Hungernot hat die berühmte irische Einwanderungswelle ausgelöst und Honora ist ein Teil davon. Sie schuftet in einem Hotel in New York unter elenden Zuständen und erhält dann die Chance in den heute sogenannten „Wilden Westen“ zu reisen. Und dort ist es so gesetzlos, wie man es aus Filme kennt. Insbesondere für Frauen. Aber Honora weiß immer ab einem bestimmten Punkt: Hier kann ich nicht bleiben, ich muss weiter. Das ist es noch nicht, was ich suche. Denn es zieht sie in die Freiheit, immer voran und weiter Richtung Natur. Und Gleichgesinnten.

Es ist eine richtig packende Abenteuergeschichte, die mich beim Lesen immer wieder aufgewühlt hat. Es werden sehr interessante geschichtliche Ereignisse beleuchtet und unterhaltsam verpackt. Und Honora ist einfach eine starke Heldin, schnörkellos und hart im Nehmen. Lesen!

(Laura Pawletko)

Informationen:
  • Stand: Dezember 2024
  • Diogenes – gebunden – 368 Seiten
  • Übersetzung von Roberto de Hollanda
  • Preis: 24,- €
  • ISBN: 978-3-257-07309-6
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand