Tell
Wer wurde damals in der Schule nicht mit Schillers Tell „gequält“? Doch ich garantiere Ihnen, So haben Sie die Geschichte um DEN Schweizer Nationalhelden noch nie gelesen:
Der Autor springt von Tells Sohn Walter (der mit dem Apfel auf dem Kopf) zu Hedwig, zu Harras (welch furchtbarer Charakter), zum Landvogt Gessler, und so weiter, dass es eine reine Freude war, diese Version der Tell’schen Saga kennenzulernen.
Die durchaus flotten Perspektivwechsel sind zu keiner Zeit verwirrend oder hinderlich. Im Gegenteil: dadurch entwickelt sich eine ungemeine Sogwirkung, das Kopfkino kann beginnen und sich frei entfalten, einfach nur herrlich!
So erfahren wir, wie die anderen über Tell urteilen, was die Hintergründe für Tells Eigenheit sind, was die Soldaten von den Bauern halten und warum der Landvogt sich zum Beispiel nur schnellstens zu seiner Frau und seiner Tochter zurückwünscht.
Dieser Roman hat mich dermaßen gut abgeholt und abgelenkt. In einem Rutsch musste ich diese Mischung aus Kehlmanns „Tyll“ und Lewinskys „Der Halbbart“ einfach durchlesen, da der Stil und der Aufbau einen großen Suchtfaktor ausstrahlen, dem man sich nicht entziehen kann. Schmidts Tell ist spannend, lehrreich und sehr unterhaltsam: Sozusagen ein absoluter Volltreffer und eines meiner absoluten Lesehighlights 2022!
(Georg Schmitt)
Informationen:
- Stand: März 2022
- Diogenes Verlag – gebunden – 288 Seiten
- Preis: 23,- €
- ISBN 978-3-257-07200-6