Über die Berechnung des Rauminhalts

Ein Roman von Solvej Balle

Solvej Balle, 1962 in Bovrup geboren, studierte Literatur und Philosophie in Kopenhagen und veröffentlichte 1984 ihren ersten Roman. Nach Jahren ausgedehnter Reisen durch Europa, Amerika, Kanada und Australien wurde sie 1996 Herausgeberin einer literarischen Zeitschrift. Seither veröffentlicht sie in unregelmäßigen Abständen eigene literarischen Werke und übersetzte aus dem Englischen (u.a. Rosemare Waldrop). Auf Deutsch erschien bislang der Roman Nach dem Gesetz.

Solvej Balles Buch „Über die Berechnung des Rauminhalts“ hat mich wirklich ziemlich vom Hocker gerissen. Ich habe es irgendwann im Januar gelesen und es war das erste Buch nach einer ganzen Reihe von Weggelegtem und Abgebrochenem, das mich überraschte und dermaßen fesselte, dass ich gegen Ende vor Spannung echtes Herzklopfen bekam.
Das Buch erzählt von Tara, die mit ihrem Mann Thomas in Clairon-Sous-Bois, einem Städtchen im Norden Frankreichs mit antiquarischen Büchern handelt. Am 18. November befindet sie sich aus geschäftlichen Gründen in Bordeaux. Sie schlendert zwischen Terminen und Meetings nett von Antiquariat zu Antiquariat. Alles macht einen guten Eindruck, ihre Reise scheint erfolgreich zu verlaufen. Doch als sie am nächsten Tag aufwacht ist es wieder der 18. November, so wie auch am Tag danach und am Tag danach, immer so weiter. Alle anderen Menschen erleben diesen Tag neu, nur Tara steckt in einer Zeitschleife. Wie sie sich verhält und diesen unwahrscheinlichen Zustand durchlebt fand ich absolut faszinierend.
Zu Beginn des Romans erlebt sie den 18. November bereits zum 121. Mal und lebt heimlich im Gästezimmer ihres Hauses, wo sie sich von ihrem Mann unbemerkt aufhalten kann. Wie es dazu kommt und was Tara alles durch den Kopf geht, all ihre Strategien und Pläne habe ich so so gerne gelesen. Ich mochte ihren Blick und ihre Cleverness. Und ganz besonders gefiel mir die Beschreibung ihrer Empfindungen. Diese Art, wie das Gewicht des Textes auf Geräusche und Wahrnehmung insgesamt gelegt wird, ließ mich immer aufmerksamer lesen, so dass ich es am Ende fast nicht mehr aushalten konnte. Sehr sehr toll!
Da dies das erste Buch eines auf sieben Teile angelegten Romanzyklus’ ist, für deren erste drei die dänische Autorin bereits den Preis des Nordischen Rates bekam, bin ich nun schon wahnsinnig gespannt darauf, wie dieses tolle Gedankenexperiment wohl weitergeht.

Ach und man darf auf keinen Fall die Verlagsankündigung für Teil 2, der im Herbst erscheint lesen, sonst nimmt man sich die Spannung.

(Katja Cebulla)

Leseprobe

Informationen:
  • Stand: April 2023
  • Matthes & Seitz Verlag – gebunden – 170 Seiten
  • Preis: 22,- €
  • ISBN: 978-3-7518-0912-2
  • aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand