Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer
„Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer“ ist ein außerordentlich persönliches Buch. Tabea Hertzog erzählt die wahre Geschichte ihrer Nierenerkrankung und obwohl das beileibe kein leichtes Thema ist und großen Mut erfordert, gelingt es ihr, vollkommen passende, klare und zarte Worte zu finden, die einfach vom Blatt fließen und keinerlei Schwere, sondern einzig bloße Bewunderung auslösen.
So ein poetischer Titel, so ein tolles Cover und wirklich ein ganz besonderes Buch!
Tabea ist noch nicht ganz dreißig, als sie die Diagnose chronische Niereninsuffizienz erhält.
Sie darf nicht zu ihrem Schreibstipendium in den Iran fliegen, sie darf alles mögliche nicht mehr. Sie muss mehrfach ins Krankenhaus, sie muss auf ihre Ernährung achten, sie muss zur Dialyse. Sie muss sich auf bisher ungewohnte Art mit ihrer Familie auseinander setzen. Denn relativ schnell wird klar, dass sie ein Spenderorgan benötigt. Dennoch bewahrt sie eine erstaunliche Ruhe. Relativ kühl beschreibt sie, wie sie sich nun neu zurecht finden muss, wie sie um ihre Eigenständigkeit fürchtet und gegen Ende alles neu ordnet und einen Weg findet. Und so nach und nach kommt man ihr sehr nah, versteht ihre gelegentlich aufkommende Wut und bewundert ihre positive Haltung und ihre Stärke.
Ziemlich ziemlich toll! Hut ab!
„In diesem Bett, in diesem Zustand sehe ich vieles in meinem Leben klarer, so hochtönend das klingen mag. Die Gedanken sind einfach da, mit einer Sicherheit und Stärke, der ich mich nur zu gerne anvertraue. Ich weiß genau, welche Freunde ich jetzt brauche. Ich möchte Menschen sehen, ihre Gesten und Unsicherheiten, ich möchte Freude erfahren. In dieser Klarheit erreicht mich die Gewissheit, dass das Leben endlich ist. Ich empfinde es ohne Traurigkeit. Vielmehr spüre ich eine große Leichtigkeit. Ich möchte etwas erleben.“
(Katja Cebulla)
Informationen:
- Stand Mai 2019
- Berlin Verlag–gebunden–224 Seiten
- Preis: 20 €
- ISBN 978-3-8270-1390-3