Wenn Martha tanzt
Der Autor Tom Saller hat Medizin studiert und arbeitet als Psychotherapeut in der Nähe von Köln, muss also Einfühlungsvermögen haben. 😉 Er legt mit „Wenn Martha tanzt“ seinen Debütroman vor.
Den Anstoß zu diesem Roman gab ein handgeschriebener Brief seiner Großmutter über die Flucht 1945 über die Ostsee. Seine Überlegungen zu Sehnsuchtsorten von jungen selbstbewussten Frauen führten ihn zu den Bauhäusern, die nach dem 1. Weltkriegen gegründet wurden. Entstanden ist ein Jahrhundertroman, der sehr gut recherchiert ist. Die Geschichte beginnt daher auch mit einem Enkel:
Der junge Mann reist nach New York, um bei Sotheby das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha versteigern zu lassen. Das Notizbuch enthält bisher unbekannte Zeichnungen, Notizen, Skizzen von Klee, Feininger, Kandinsky und anderen Bauhaus-Künstlern. Es geht um die Lebensgeschichte von Martha, die 1900 als Tochter eines Kapellmeisters in einem kleinen Dorf in Pommern geboren wird. Von dort aus geht sie als junge Frau ans Bauhaus nach Weimar. Dort trifft sie auf Männer wie Gropius, und eben oben beschriebene Künstler. Eine völlig andere Lebensart öffnet sich für sie. Martha entdeckt das Tanzen für sich und erhält dafür viel Respekt. Unter den Nazis werden die Kunsthäuser geschlossen und Martha kehrt mit einem neugeborenen Kind und dem besagten Notizbuch ins Elternhaus nach Pommern zurück. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges tritt Martha die Flucht in den Westen an, dort verliert sich ihre Spur.
Ein schöner Roman über das letzte Jahrhundert und die Teile über das Bauhaus sind gut recherchiert.
(Margret Kroll)
Informationen:
- Stand: März 2018
- List Verlag – gebunden – 286 Seiten
- Preis: 20,- €
- ISBN 978-3-471-35167-3