Reichlich spät

Ein Roman von Claire Keegan

Ich hatte es bereits angekündigt, dicke und dünne irische Bücher, nun also zum dünnsten – in der englischen Ausgabe ganze 47 Seiten, in der deutschen, wie immer hübsch und mit Leineneinband vom fabelhaften Steidl Verlag, hat dann 64 Seiten. Auch Claire Keegan war schon Booker Prize nominiert, 2022 mit dem ebenfalls bei uns in der Lesezeit empfohlenen Roman „Kleine Dinge wie diese“, auch dieses Buch schon eher schmal gehalten. Übersetzt wurde „Reichlich spät“ wieder von Hans-Christian Oeser und fürchterlich viel kann ich dazu gar nicht sagen, sonst denken Sie am Ende, Sie wüssten schon alles.

Der Verlag nennt es eine „kleine Geschichte eines gescheiterten Paares“, irgendwo hieß es, „sie hätten das perfekte Paar sein können, wäre er ein anderer Mann gewesen“. Der Protagonist, Cathal, fährt nach einem weiteren Tag mehr oder weniger sinnvoller Büroarbeit mit dem Bus nach Hause. So wie die Landschaft an ihm vorüberzieht, tun es auch die vergangenen Monate und er blickt zurück auf die zurückliegende Beziehung, von der er einiges erwartet hatte und die dann doch ganz anders war. Claire Keegan ist eine Autorin, die nur wenige Worte braucht, um Großes zu erzählen: In gewohnt glasklarer Sprache erschafft sie eine knappe Erzählung über ein einzelnes Paar und eine ganze Welt zwischen den Zeilen – und beweist erneut, dass ihre Geschichten zwar kurz sind, aber dafür umso länger nachwirken.

(Sarah Kranz)

Informationen:
  • Stand: April 2024
  • Steidl Verlag – Gebunden – 64 Seiten
  • Preis: 15,- €
  • ISBN: 978-3-96999-325-5
Bücherwurm der Buchhandlung am Sand