Die Verletzlichen
aus dem Englischen übersetzt von Anette Grube.
Sigrid Nunez dürfte vielen von Ihnen hier bereits ein Begriff sein, Frau Cebulla ist großer Fan ihrer Bücher, „Der Freund“, vor vier Jahren erschienen, hätte es damals auch schon in die Lesezeit geschafft, wäre da nicht eine gewisse Pandemie gewesen, die die Lesezeit leider verhindert hat. In gewisser Weise schließt sich mit diesem Roman dann der Kreis, denn auch hier geht es zum Teil wieder um ein Tier, wie das Cover bereits erahnen lässt. Außerdem ist die Pandemie selbst wenn nicht konstant Thema, dann doch Kulisse für alles, was im Roman so geschieht.
Die Protagonistin – Frau Nunez – findet sich während der Pandemie in einer Schreibkrise wieder und lässt sie uns teilhaben an ihren Gedankengängen und Erlebnissen. Zum einen entsteht aus besagter Krise viel Text zum Thema Schreiben selbst, Überlegungen zur Literatur, zu verpönten Romananfängen und anderen berühmten Schriftsteller*innen. Zum anderen geht es viel um ihren Alltag und wie sie selbst und andere mit der Pandemie umgehen und umgehen lernen müssen. So kommt es auch, dass sie plötzlich das äußert teuer eingerichtete Loft einer entfernten Bekannten hütet, denn während diese aufgrund der Reisebeschränkungen nicht in der Lage ist, in die Stadt zurückzukehren, befindet sich der geschätzte Ara durchaus noch im Loft. Der zur Betreuung des Vogels abgestellte Student dagegen hat scheinbar kurzfristig und aus einer Laune heraus die Stadt verlassen.
Es kommt noch zu so einigen Verwicklungen zwischen Frau Nunez und besagtem Studenten, dem sie den Namen Giersch gibt – Sie merken vielleicht schon, dass so einiges in diesem Roman mit einem liebenswerten Augenzwinkern geschrieben ist. Aus diesen Verwicklungen entstehen viele kluge Sätze, die nicht nur Sigrid Nunez einiges über das Innenleben anderer Menschen, das Freud und Leid der eigenen Familie und die Herausforderungen, die jedes Alter mit sich bringt, beibringen.
Wer einen ruhigen, nachdenklichen, aber auch immer wieder lustigen Roman sucht, bei dem man sich oft wünscht, auch mal ein paar Wochen mit Sigrid Nunez ein Loft teilen zu dürfen und, wenn man sie etwas kennt, immer wieder Frau Cebulla lachen zu hören meint, der kann guten Mutes zu „Die Verletzlichen“ greifen. Für mich war es nach gleich zwei sehr nervenaufreibenden Romanen (dieser und dieser) genau das richtige Buch, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen.
(Sarah Kranz)
Informationen:
- Stand: April 2024
- Aufbau Verlag – gebunden – 224 Seiten
- Preis: 22,- €
- ISBN: 978-3-351-04198-4